Hauswurz gegen Ohrenschmerzen

Eine ältere Bosnierin erzählte mir vorletzte Woche, dass bei ihr als Kind früher nur ein Mittel gegen heftige Ohrenschmerzen geholfen habe: der Saft einer Pflanze, den ihre Mutter ihr ins Ohr träufelte. Meine Recherchen ergaben, dass es sich dabei um Hauswurz (Sempervivum tectorum) handelt. Die Pflanze ist ein Dickblattgewächs, welches zu den Sukkulenten gehört. Selbst unter ungünstigsten, kargen Bedingungen überleben die Pflanzen und bilden häufig prächtige Blüten an bis zu 30 cm hohen Blütenständen aus. Nach alter Vorstellung war die Pflanze ein Schutz gegen Blitzschlag und wurde gezielt auf Dächern angepflanzt.

Die Hauswurz wirkt ähnlich wie Aloe vera kühlend, entzündungshemmend und reinigend. Der Preßsaft der frischen Blätter wird bei Gebärmuttererkrankungen, zur Prophylaxe von Unterleibserkrankungen der Frauen, bei zu starker Menstruation, ferner bei Durchfall, Mundfäule und Gürtelrose. Bei Mittelohrentzündung wird der Saft tropfenweise ins Ohr geträufelt [1].
Hauswurz hilft weiterhin gegen trockene, rissige Haut, Ekzeme und gegen Verbrennungen, bei Geschwüren, schlecht heilenden Wunden, Warzen, Gicht (äusserlich), Gebärmutterneuralgie, Hämorrhoiden, Quetschungen, Brandwunden, Entzündungen und Hühneraugen.

Eine genügsame, schön anzusehende Pflanze mit vielfältiger Heilkraft – ich freue mich immer wieder, wenn ich solche Schätze entdecke und von langjähriger Anwendungbin in der Volksheilkunde berichtet bekomme. Ich habe von meiner Bekannten einen Ableger bekommen, der jetzt vor meinem Küchenfenster wächst – unempfindlich gegen Kälte und widrige Witterungsbedingungen. Dort ist sie im Notfall sofort griffbereit wie auch die Aloe, der es allerdings draußen jetzt zu kalt ist.

[1] Bruno Vonarburg: Homöotanik. Farbiger Arzneipflanzenführer der klassischen Homopathie. Band 2: Blütenreicher Sommer, 1999 Karl F. Haug Verlag, Heidelberg. S.333ff